[Kalkalpen-Startseite] | [Vorbemerkungen (bitte zuerst lesen!)] | [Stichwortverzeichnis] | [Impressum] | [Kontakt] |
Ich nahm die Querlinien über die Gerölllehnen möglichst hoch, fand auch den rauhen Fels allerwärts gut gangbar und auch die letzte Mauerschranke gestattete auf gebrochenen Gesimsen der schräge gelagerten Plattschichten eine leichte Ersteigung. Im Augenblicke, da ich über den schmalen Grat das Haupt erhob – "Am Sätteli" nennt der Algäuer diese Stelle – tauchte vor mir riesengross der Hochvogel empor, in seiner altbekannten Pyramidengestalt, nur etwas südöstlich vorgekrümmt; nördlich an ihn gereiht der abgesprengte Seitengipfel, einer verfallenen Thurmruine nicht unähnlich.
Zu meinen Füssen lag nun das Schneefeld, der gefürchtete Firnanstieg nach dem Hochvogel; sein blendendes Weiss erfüllt die breite Gasse hzwischen den düster gestreiften Mauern des Hochvogel und den zahnigen Strebepfeilern des Sätteli und des Kreuzspitzes. Trichterförmig verengt sie sich nach oben in immer steilerer Hebung; an schmaler, lichter Scharte berührt die Schneedecke den Horizont. Geschützt gegen Süden und Westen, nur den Strahlen der Morgensonne offen, besitzt sie in ihrem oberen Theile permanente Existenz; diese eng ummauerte Felsenbucht führt den bezeichnenden Namen Kalter Winkel.