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Home II. Die Schönfeldspitze auf dem Steinernen Meere Ersteigung der Schönfeldspitze – viel Lärm um Nichts Parallele zwischen ihr und dem Breithorn
 H. v. Barth: Aus den Nördlichen Kalkalpen (1874)
 I. Aus den Berchtesgadener Alpen
 II. Die Schönfeldspitze auf dem Steinernen Meere

Die Schönfeldspitze, günstig gelegen zum Besuche auf der Reise in die Tauernkette

In wenig mehr als drei Stunden wird von den Alpen am Funtensee aus die Schönfeldspitze erstiegen; eine einzige Stunde genügt, von der Buchauer Scharte aus ihren Gipfel zu gewinnen; ihre hervorragende Stellung im Steinernen Meere, die reiche Aussicht, welche sie ihrem Besucher eröffnet und die verhältnismässig in der That geringe Schwierigkeit, welche mit ihrer Ersteigung verbunden ist, – das wären Momente, wohl geeignet, dieser Spitze die Alpenwanderer, namentlich solche ferner Gegenden, in grösserer Zahl zuzuführen, als dies bis in die jüngste Zeit geschehen; wird von ihnen doch die Reise in die Tauren [Tauern] gern mit einer kurzen Tour durch das Berchtesgadener Ländchen eingeleitet, und nicht selten nehmen sie sogar ihre Austrittsroute aus demselben gerade über das Steinerne Meer. Ein etwas früherer Aufbruch vom Funtensee, ein Abstecher von der Buchauer Scharte weg, einschlüssig der Rast auf dem Gipfel eine Verlängerung des Tagesmarsches von etwa drei Stunden verursachend, würde sie von der Kalkgebirgsgruppe Berchtesgadens auf deren dritthöchstem Gipfel Abschied nehmen lassen und zugleich die Ziele ihrer Weiterreise in dem umfassendsten Panorama vor ihren Augen entrollen.

Häufiger jedoch, als der Weg über die Buchauer Scharte, wird von den Bergwanderern jener über die Weissscharte (Ramseiten Scharte, 6745' 2191 m. Keil) [Ramseider Scharte, 2177 m] eingeschlagen, welcher in geradester Linie sie nach Saalfelden und an den Zellersee hinunter führt. Er lässt die Schönfeldspitze weit im Osten liegen; unter den gelben senkrechten Wänden des Sommerstein (eines kleinen, schiefen Kegels auf dem Südrande des Steinernen Meeres) sich hinabwindend, beginnt er den Abstieg nach den Fluren des Pinzgau. Ihm zur rechten steht ein breit viereckiger Felsgipfel, niedriger zwar als die Schönfeldspitze, und an kühner Gestaltung mit ihr in keiner Weise vergleichbar, aber aussichtsreich wie kein zweiter auf dem Grenzwalle der Berchtesgadener Alpen; auf breitem, flachen Schuttgehänge so leicht ersteigbar, so bald erreicht, wie irgend welcher aussichtsreiche Hügelberg im flachen Lande: aber unbesucht und unbekannt, weil sein Name eines Klanges in der alpinen Welt entbehrt. Es ist das Breithorn (7760' 2521 m. Keil) [2504 m], der Eckthurm des Steinernen Meeres*). Die ganze Thalebene des Mittelpinzgau, vom Zellersee über Saalfelden bis gegen Weissbach liegt hier dem Blicke offen, tief dringt das Auge durch's Leogangthal in die Kitzbichler Alpengruppe [Kitzbüheler] und hinein in's Innerste der Loferer Steinberge.

*) Näheres über das Breithorn und die südwestliche Randkette des Steinernen Meeres siehe Zeitschrift des D.A.V., I. Bd., 3. H., S. 335 ff.


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Letzte Aktualisierung am 25. April 2021

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