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Es düsterte, als ich in die Knorrhütte*) wieder eintrat. Beim Scheine eines Kerzenstümpchens wurde Kaffee gekocht, das letzte Stück Brod bedächtigt in zwei Hälften getheilt – für heute, – für morgen. Und der Morgen fand mich auf dem Wege nach dem Gatterl, der Vormitag auf dem Hoch-Wanner, bis gegen Mittag verweilte ich auf seinem aussichtsreichen Scheitel. Als ich jedoch von dieser Höhe mich verabschiedete, zum Abstiege über's Gatterl, über die Pestkapelle nach Ehrwald und Lermos [Lermoos] mich wandte, da war's nur ein Gedanke, und kein poesiereicher, der mich beseelte, mit fliegender Eile mich vorwärts trieb: "Jetzt geht's zum Essen!"
*) Seit jener Zeit ist auf Veranlassung der Section München des Deutschen Alpen-Vereins die Knorrhütte neu gebaut und eingerichtet worden. Sie hat dadurch an Bequemlichkeit bedeutend gewonnen, für den Bergwanderer aber, der einsam auf dem Platt herumschweift oder auf anderen als den gewohnten Wegen dorthin gelangt, ihren Werth verloren, denn sie ist verschlossen. Der Dachboden jedoch, vom übrigen Raume abgetrennt, hat offene Thüre und eine Leiter neben der Hütte ermöglicht seine Ersteigung. So waren die Verhältnisse, als ich Ende Juli 1873 die Knorrhütte besuchte.
Ich hege die Erwartung, dass der Ausschluss des Bergsteigers, der andere als die üblichen Touristenpfade verfolgt und auch bezüglich des Gebrauches von Führern sich von den Theorien der Alpen-Vereine entfernt, wenigstens an jener Grenze stehen bleiben und nicht auch noch auf den Dachboden sich erstrecken werde. Der menschenfreundliche erste Erbauer jenes Obdaches in der Felsenwüste hat meines Wissens keinen Unterschied gemacht zwischen Gerechten und Ungerechten, d.h. mit Führern Versehenen und Führerlosen. Ich glaube dieser Anforderung, welche ich sofort im Zugspitz-Album niederlegte, auch an dieser für die Oeffentlichkeit bestimmten Stelle Raum geben zu sollen.