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Beinahe hätte nochmals der Experimentirteufel die Oberhand gewonnen und hätte ich, einmal so tief in dieser Schlucht, den weiteren geraden Abstieg in's Weitthal versucht, der an den Steilwänden seiner Umfassung dann gründlich gescheitert wäre. Ich besann mich aber doch eines Besseren und stieg, so rasch als möglich, aus dem schattenkalten Felsgraben zur sonnigen Grathöhe wieder auf. Wieder im Besitze des unentbehrlichsten Hülfsmittels, gedachte ich noch die letzte Möglichkeit des Abstiegs nach Hinterhornbach zu erproben. Die Gratkante, die ich anfänglich verfolgte, blieb nur auf kurze Strecke gangbar; zu scharfen Klippen zerspalten wendet sie sich gegen Westen und stürzt von vorspringender Ecke um mehrere hundert Fuss steil ab; dann folgen wieder Zacken und Höcker, die gleichen, welche ich vom Hochvogel-Gipfel aus in unmittelbarem Zusammenhange mit den ersteren zu sehen geglaubt hatte.
Ein tiefer Einriss leitete meine Schritte gegen Links, in gerader südlicher Richtung, auf die Terrassengürtel über dem Rosskar hinab. Das Steigen wurde mit jedem Schritte heikler. 4-6' breite [1,2-1,8 m], schuttbedeckte, etwas abschüssige Gesimse durchstreichen in fast horizontalen Linien die Bergflanke, durch senkrecht absetzende Steilstufen von einander getrennt; kaum ist über einen solchen Absturz mit vielem Hin- und Hersuchen ein tauglicher Hinunterweg gefunden, so legt auch schon eine neue Wand dem Schritte sich entgegen und das Querlaufen beginnt von Neuem; dabei hat man in nächster Nähe den abgerissenen Rand, welcher die Schuttfelder des Rosskars in sehr geringer horizontaler und sehr bedeutender vertikaler Entfernung sehen lässt und mit solch' unbehaglicher Demonstration daran erinnert, dass man über gewaltigen Steilwänden sich umherbewege.