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Die Weglinie, welche ich am Abende vorher quer durch das Kar verfolgt hatte, blieb mir allmählig zur Rechten; enger schloss ich mich an die Erhebungen des Grates an, die in schroffen, schwärzlichen Mauern aus den Schuttfeldern sich erhoben, welche die Richtung meines Pfades durchkreuzten; mit zerborstenem Gezacke, klotzige Thürmchen und zierlich geschärfte Nadeln tragend, hob vor mir die Kante der Oefnerspitze an. Es war Zeit, die Bergflanke zu wechseln; die Schuttlehnen hinauf, aus welchen nur wenige, plattige Felsbänke vorragten, sah ich mich in eine düstere, immer mehr sich verengende Gasse geleitet, von abenteuerlich gebildeten Schrofen überhangen; doch reichte der Schutt bis zum Grate hinan, der von thorartiger Scharte durchbrochen wird.
Mit ängstlicher Spannung trat ich, nachdem der ermüdende Anstieg vollendet, in diesen Mauerdurchlass ein; ein Schritt auf die Scheitelkante – und steilfallendes Geschröf, keinesweg die gefürchtete Wand, tieft nach der Gegenseite sich ab; ein zweiter Schritt um die vorspringende Ecke zur Rechten – und schuttbedeckte Gesimse zeigen sich im Felsengehänge. Ich hatte genug gesehen. Da ich jedoch immerhin auf eine sehr scharte Klettertour gefasst war, liess ich in der Scharte alles entbehrliche Gepäck zurück und verzichtete sogar auf einen Morgenkaffee auf dem zu erhoffenden Gipfel. Der weitere Verlauf der Ersteigung erwies diese Vorsicht und Entsagung als höchst überflüssig.