[Kalkalpen-Startseite] [Vorbemerkungen (bitte zuerst lesen!)] [Stichwortverzeichnis] [Impressum] [Kontakt]
Home XII. Die Krotenköpfe Sperrbachalpe Fremde am Sperrbachtobel
 H. v. Barth: Aus den Nördlichen Kalkalpen (1874)
 II. Aus den Algäuer Alpen [geographische Bezeichnungen sind noch nicht überprüft]
 XII. Die Krotenköpfe

Problematische Passirbarkeit der Lawinenbrücke

Etwas emporsteigend und die kreuz und quer verlaufenden Viehpfade unberücksichtigt lassend, bis wir den Hauptsteig wieder gewonnen hatten, bekamen wir rasch die halb verfallene Baracke in Sicht und auch bereits die Steilwände, welche vom Fürschiesser einerseits, vom Mädelekopf andererseits abstürzend den Thallauf einengen und den Sperrbachtobel bilden; alljährlich füllen die Lawinen des Winters seinen Grund bis zu beträchtlicher Höhe aus; die erwachenden Gewässer des Sommers müssen ihren Lauf durch sie sich erst bahnen und brechen am untern Ende der Schneemasse aus dunklem Thore hervor. Eine vorspringende Bergecke hinderte noch den Einblick auf die Lawine selbst, auf ihr Gewölbe und seinen dermaligen Zustand. Gespannt schritten wir den schmalen Bergpfad, der wieder ziemlich hoch über dem Bache sich hält, dahin, die Fremden begierig, den vielgerühmten Sperrbachtobel und sein Lawinenthor zu schauen, ich, über die Möglichkeit der Fortsetzung meines Weges mich zu vergewissern. Die sperrende Bergrippe trat zurück und öffnete die Felsschlucht unserem Blicke; ich wusste, was ich zu wissen brauchte, dass nämlich von Unpassirbarkeit keine Rede sei, und meine beiden Begleiter waren entzückt über den wildgrossartigen Anblick, der ihnen sich darbot.

Das Schneegewölbe, das sonst in schmutzig-grauer Decke, von düstern Wänden umrahmt, mit pechschwarzem Thorbogen dem Ankömmling entgegen gähnt, war gebrochen, Licht war in die selten erhellte Tiefe der Schlucht gedrungen und zeigte das wirre Getrümmer der Felsblöcke und zusammengestürzten Eisschollen, braungrau auf ihrer alten Oberfläche und hell bläulichweiss auf dem frischen Bruche; zwischendurch schäumte der Bach in milchigen Cascaden herunter. Zwei Ueberreste des Gewölbes, mächtige Thore von 20-25' [3-7,5 m] Höhe und einigen 40' [12 m] Spannweite waren hinter einander stehen geblieben und erhöhten den gewaltigen Eindruck dieses Bildes der Zerstörung.


Copyright © https://alpinhistorie.bergruf.de/barth/kalkalpen/
Letzte Aktualisierung am 25. April 2021

Home XII. Die Krotenköpfe Sperrbachalpe Fremde am Sperrbachtobel