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Home XIII. Der Urbeleskarspitz in der Hornbacherkette Besuch von Gemsen Auf den Fallerkarspitz; verfehlter Anstieg
 H. v. Barth: Aus den Nördlichen Kalkalpen (1874)
 II. Aus den Algäuer Alpen [geographische Bezeichnungen sind noch nicht überprüft]
 XIII. Der Urbeleskarspitz in der Hornbacherkette

Eine passendere Eintheilung der Touren im Hornbachgebiete. Hinab in's Fallerkar

Nach 1 1/2 Stunden genussreichen Aufenthalts wandte ich mich zum Abstiege; ich gedachte die lange Tageszeit, die noch vor mir lag, zur Besteigung eines zweiten Gipfels zu nützen, und ersah hiezu den östlich mir gegenüberstehenden Fallerkarspitz. Es war keine glückliche Wahl; ich hätte weit besser daran gethan, in's Urbeleskar zurückzukehren und die Pretterspitze zu ersteigen, einen besonderen Tag dagegen auf den Fallerkarspitz zu verwenden, mit welchem der Glimspitz, der Endpunkt der Hornbacher Kette, leicht sich hätte verbinden lassen. Indem ich Urbeleskar- und Fallerkarspitz zusammenfasste, hatte ich auf die Pretterspitze wie auf den Glimspitz je einen besonderen Tag zu verwenden, der jedesmal nicht gehörig ausgefüllt war. Aber man gelangt eben zur Kenntniss der praktischen und zeitsparenden Ersteigungslinien, zumal, wenn dieselben mehrere Culminationspunkte verbinden sollen, nur durch eigene Erfahrung; die Nachbarn des Urbeleskarspitzes kann übrigens Jeder, der nicht auf das Ersteigen einzelner Gipfel besonders erpicht ist, ruhig bei Seite lassen.

Ich verfolgte die östliche Gipfelkante zurück bis zur Horizontalstufe, an welcher ich vom Urbeleskar aufsteigend sie erreicht hatte, und ging auf ihr in östlicher Richtung weiter, anstatt gegen Norden in's Kar zurückzukehren. Ich begegnete hier scharfen Abstufungen in Menge, doch, wie sich aus der im Allgemeinen günstigen Neigung im Voraus erwarten liess, nicht eben bedeutenden Hindernissen. Erst in den untersten Partieen wurde die Sache schwieriger; die Umfassungsmauern des Fallerkars drängten immer näher an den Grat heran, tiefe Klüfte unterbrachen seine nördliche Flanke, die Schneide spaltete sich in schmale und scharfe Klippen. Ueber eine mannshohe Mauerstufe war ich bereits herabgesprungen, der Geröllboden des Fallerkars lag nur noch etwa 100' [30 m] tief unter mir, aber es währte ziemlich lange, bis dass ich, dem kaum mehr gangbaren Zackenscheitel des Grates entlang, eine geeignete Stelle zum letzten Abstieg und damit den Ausweg fand. Lange Schutthänge dehnten sich vor mir hinab, einen kleinen Rundkessel einschliessend. Die steilen Seitenwände des Fallerkarspitzes begleiten sie auf nicht völlig sicher bestimmbare Entfernung hinab, der Vorbau des letzteren, ein ruinenartiger, schwarzer Felskopf, ragt östlich auf dem Grate empor, gestufte Schrofenmassen umlagern seinen Fuss und reichen in den obersten Kessel des Fallerkars ziemlich tief hinab. Bequemlichkeitsrücksichten veranlassten mich, den Anschluss an die schräge Südflanke des Fallerkarspitzes vom Fallerkar auch suchen zu wollen, anstatt unmittelbar querdurch an diesen Schrofen meinen Weg fortzusetzen; ein Fehler, der mit viel Mühe und Schweiss gebüsst werden musste.


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Letzte Aktualisierung am 25. April 2021

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