Ein Schritt vorwärts in meinem Alpenleben

Gegen 8 Uhr erreichten wird die Terrasse von Vomperberg, eine halbe Viertelstunde später das Jägerhaus. Ich beabsichtigte noch eine zweite Nacht bei meinem freundlichen Wirthe zu verbringen, um folgenden Tages die höchste der Mittagspitzen zu ersteigen und von diesem östlichen Endpunkte der Vomper Kette aus Umschau zu halten.

Beim einfachen Abendtische verplauderte ich noch ein Stündchen mit dem Genossen meiner heutigen Tageswanderung, der auch über die Lamsenspitz-Ersteigung um so leichter sich tröstete, als ich die Wichtigkeit einer unzerrissenen Hose ihrem vollen Werthe nach zu schätzen mir den Anschein gab. Und als das Licht herabgebrannt war, und ich die wohlverdiente Ruhe suchte, da scheuchte nicht aufregende Erwartung, nicht fiebernde Sorge mehr den Schlaf von meinem Lager; ein entscheidender Schritt vorwärts war gethan in meinem Leben auf den Alpenhöhen.

Ich war nicht mehr der kecke, vom Glück begünstige Abenteurer; mit dem altgeübten, sicheren Felsenklimmer, an dessen Wiege schon die Berg-Riesen Pathen standen, durfte ich fortan in die Schranken treten, durfte kühnlich unternehmen, was er einmal unternommen, und durfte wohl auch versuchen, was ihm unausführbar erschien. Mit selbstbewusstem Vertrauen mochte ich den Zackengraten des Karwendel entgegenblicken, die noch manche Wiederholung mir bringen sollten von der Lamsenspitze. – Heran, wer sich des Widerstands vermisst! – Ich hab's gewagt! –