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Mit der im vorigen Kapitel geschilderten Besteigung des Grossen Speckkarspitzes hatten meine Wanderungen auch in der zweiten Parallelkette, soweit sie dem Gebiete des Inn angehört, ihren Abschluss gefunden. Noch gedachte ich jedoch das Innthal nicht zu verlassen, verliegte vielmehr blos mein Standquartier von Innsbruck weiter gegen Nordosten, nach Jenbach, um einerseits dem Riss-Gebiete näher zu sein, andererseits den Vomper Gebirgen noch einen und den anderen Besuch abzustatten.
Ein erster Ausflug auf das Sonnjoch im Falzthurnthale, welcher in den nördlichen Abschnitten meines Bergrevieres mich vorläufig informiren sollte, und welcher bei günstiger Witterung mich möglicherweise ziemlich tief in's Innere des Riss-Gebietes geführt haben würde, ergab bei totaler Nebelverhüllung ein sehr ungenügendes Resultat. Doch hatten gelegentliche Lichtungen des Gewölkes mich im Hintergrunde der Gramai-Alp gar wohl den starren Wandbau erkennen lassen, welchen ich der Karte zufolge nur auf die Lamsenspitze beziehen konnte. Das also war die Gefürchtete, – und was ich von ihr sah, liess in der That sie des Fürchtens werth erscheinen. Von den Sennen auf Gramai war keine Auskunft zu erholen, sie wussten nicht mehr, als dass man über's Lamsenjoch nach Schwarz und über die Binsalp in die Riss gelange; dazu brauchte ich ihren Rath nicht.
Ich ging am gleichen Nachmittage zurück nach Pertisau und Jenbach, voll Aerger über das schöne Wetter, das nachträglich, als es mir nichts mehr nützen konnte, aus dem nebligen Tage sich entwickelt hatte; und als der folgende Tag (21. Juni) [1870] nicht minder sonnenhell sich zeigte, beschloss ich, alsbald eine Tour in's Vomperloch zu unternehmen. So fuhr ich denn Nachmittags mit der Eisenbahn nach Schwaz hinauf, ging nach Dorf Vomp (1641' 533 m.)*) hinüber und begann die breit vorgeschobene Terrasse emporzusteigen, auf deren Höhe die Karte mir noch eine Ortschaft – Vomperberg mit Namen – wies. Dort wollte ich weitere Erkundigungen einziehen. Am Schlosse Sigmundslust vorüber, dessen neugebackenes Aussehen mit seinen alterthümlichen Formen in nicht sehr harmonischem Einklange steht, leitet die holperige Fahrstrasse zwischen Häusern und Obstbäumen aufwärts, ein kürzerer Waldweg zweigt von ihr links ab und erreicht in mässiger Steigung die Terrasse von Vomperberg ca. 2500' 812 m.
*) Die Höhenangaben in diesem Capitel, welchen eine andere Quelle nicht beigefügt ist, entnehme ich Herrn B. Lergetporer's Aufsatz "Die Hoch-Nisselspitze im Vomperthale", Alpenfreund, VI. Bd., 5. H.