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Die Thalaussicht gegen Norden erstreckte sich nun gleichzeitig über die Thäler der Ronn und des Bärnbaches, ersteres waldumrahmt, in seinem Grunde jedoch mit breiten Wiesenteppichen belegt und zahlreiche Alphütten beherbergend; letzteres ein durchschluchteter, von dunklen Forsten erfüllter Kessel. Im Nordwesten zieht das Sojerngebirge [Soiern] seine flach pyramidenförmigen, weisslichen Gipfel, und weiter hinaus gegen das Flachland erscheinen die wohlbekannten Gestalten des Herzogstand und des Heimgarten. Zwischen den tiefgrünen Rücken und Bergköpfen des Wallgauergebirges schlummert der Spiegel des Walchensees, seine Bläue veschwimmt fast unmerklich in dem Blaugrün der fernen Berge, so dass ein geübtes Auge dazu gehört, ihn sofort aus ihrer Masse herauszufinden; ich hatte am Karwendelspitze dieses hübsche Aussichtsobjekt gänzlich übersehen und doch muss der Walchensee, theilweise wenigstens, auf dem Karwendelspitze sich zeigen, denn das Umgekehrte ist der Fall: man sieht, auf dem Walchensee fahrend, diesen Gipfel über den Waldbergen der Jachenau.
Südlich hatte ich wieder die Hinterauthaler Kette vor mir und nun war es das Grosse Marxenkar, welches vorzugsweise den Ausblick nach jener Richtung erfüllte, das gedehnte Wellenplateau seiner Mittelzone, die getheilten Schuttbecken seiner Hochregion vor mir entfaltete. Ich ersah deutlich den künstlichen Pfad, der an der Grenze des Krummholzwuchses beginnend in langen Serpentinen, nicht selten in die Wände eingehauen, auf den Thalboden der Karwendelalpe herabführt. Die Gangbarkeit des gesamtes Hauptgrates vom Oedkarspitz bis zum Seekarspitz konnte nach Ansicht desselben, wie sie auf den Häuptern der Karwendelkette mir geworden, nicht mehr in Zweifel stehen, und der Plan für meine erste Exkursion in die Reihen der Hinterauthaler war damit entworfen.