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Das Spiel um's Leben, bis in seine acuteste Krisis getrieben, war schliesslich doch gewonnen worden. Ich kannte nun das Vomperloch. Ich glaubte an seine Pfadlosigkeit. Und ich schwur mir zu – es nie wieder zu betreten? – o nein! ein ander Mal den rechten Weg zu suchen.
Müde, und doch erfrischt durch das Bewusstsein überstandener Gefahr, zog ich hinaus nach Vomperberg; fünf Stunden hatte das Vomperloch mich gefangen gehalten, zwei weitere Stunden hatte ich zu menschlicher Wohnung zurückzulegen. Auch die Elemente schienen ermattet; gleichförmig düster breitete das Gewölke über das Thalschlucht sich hin, der Sturm hatte sich gelegt, feiner Regen träufelte sanft auf die Erde und zuletzt versiegte auch dieser. Nur der Vomperbach brauste und toste mit unverminderter Gewalt. Die weitgedehnten Reservoirs, denen er als einziger Abflusskanal dient, entleeren sich so schleunig nicht, wie die Tausende vom Himmelsbächen sie zu füllen vermögen.
Bei einbrechender Nacht erreichte ich die Häuser von Vomperberg und lenkte meine Schritte dem Jägerhause zu. Thomas Oberleitstettner erstaunte nicht wenig, den "Lamsenspitz-Herrn" zu so unerwarteter Stunde und in solch abgerissenem Zustande ankommen zu sehen und vernahm mit herzlicher Theilnahme meine Abenteuer im Vomperloch. Der wackere Mann liess es sich nicht nehmen, zu später Abendzeit noch den über eine halbe Stunde langen Weg nach Vomp hinab zu machen, um von dort Wein zu meiner Stärkung und Wiederherstellung zu holen. Sein Weib bereitete unterdessen das Abendmahl und am Herde sitzend verfiel ich alsbald in tiefen Schlaf.