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Sobald die Gras- und Schuttplätze an meiner Linken eine grössere Ausdehnung gewonnen hatten, begann ich in eine schräge Anstiegsrichtung abzulenken, überschritt mehrfache, zum Theile ziemlich tief eingerissene Wasserrunsen, welche jedoch nirgends Hindernisse in den Weg legten und gelangte, indem ich die nach dem Signale weisende Bahn allmählig verliess, bereits nach einer starken halben Stunde auf kahlen Trümmerboden, aus welchen alsbald die festen Schrofenterrasse sich zu erheben anfinden. Eine mauergeschlossene Kluft zeigte sich zur Rechten; ihre Querung erschien nicht gerade unausführbar, aber auch nicht wünschenswerth, ich befand mich bereits in directer Linie unter jener höher gelegenen Kluft, die mir den Weg nach dem Gipfel bahnen sollte, und dem geraden Anstiege bis dorthin stand keine erhebliche Schranke entgegen.
Der Felsen entbehrte fortan fast jeder Vegetation; einige dürre Grasplätzchen hafteten noch am Gestein, bald verschwanden auch sie. Die vermuthete allgemeine Gangbarkeit des Geschröfes fand ich bestätigt und der Grund davon, bei immerhin nicht unbeträchtlichem Neigungswinkel, lag deutlich genug vor Augen. Die Schichten fallen alle steil gegen Süden ein, und bieten daher in ihren aufwärts geneigten Schichtköpfen der Verwitterung günstige Angriffspunkte, dem Fuss sichere Stufen in Ueberzahl. Auch da, wo Platten in grösserer Ausdehnung einen Absatz überkleiden, erweisen sie sich rauh und griffreich. Schnell hatte ich die unterste Steile überwunden, bewegte mich wieder auf freierem, festgestuften Boden, überschritt nun die Kluft zu meiner Rechten und nahm den weiteren Weg durch die Runse, welche in wechselnder Breite von 1-2 Schritten, schutterfüllt, gegen Rechts aufwärts leitet und vom Fusse des Plattwandmassivs des Gipfels ab in die bereits öfters erwähnte Felsspalte sich zusammenzieht. Bald hatte ich die Plattwände selbst zur Linken, noch immer ging's bequem in der abgestuften Kluftsohle aufwärts, bis dass ich nach einiger Zeit auf ein kleines, vorspringendes Sättelchen hinaustrat. Hier öffnete sich plötzlich eine Leere. Eine zweite, steilere und schroffer umwandete Kluft mündete von der rechten Seite ein, über ihrer Tiefe leitete hart an der Steilwand links ein schmales, mit Neuschnee bestäubtes Geröllband hindurch. Der Quergang war enge, aber nicht sehr schwierig; nach wenig Schritten war ich jenseits wieder in geschlossener Schuttrunse, deren steiler gehobene Sohle ich unverändert aufwärts verfolgte. An der Theilungsstelle der Klüfte hatte ich Vorsichtshalber eine Daube zurückgelassen.