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 H. v. Barth: Aus den Nördlichen Kalkalpen (1874)
 III. Aus dem Nord-Innthaler Gebirge [Karwendel/Mieminger Gebirge] [geograph. Bezeichnungen noch nicht überprüft]
 XVI. Die Lamsenspitze im Stallenthal

Die Lamsscharte

Nach 10 Minuten waren wir auf dem Grat; ein steiles, aber mir Rasenplätzchen ausreichend durchstreutes Plattengehänge tieft von auf die Schutthalden sich ab, die den Ostfuss der Lamsenspitze umlagern. Mächtige Eisenstangen, am oberen Ende zu Ringen umgebogen, sind in den Felsen eingelassen; wenn Herzog Ernst von Coburg und seine Jagdgäste im Lamskar Gemsjagd halten, so wird durch diese Ringe ein Seil gezogen und dadurch ein sicherndes Geländer hergestellt. Tiefer unten findet sich noch eine Holztreppe über einen besonders steilen Absatz und ein kurzer Steg über eine Kluft. Der ganze Apparat ist zur Ersteigung der Scharte ein grosser Behelf der Bequemlichkeit, aber nicht unbedingt vonnöthen. Ich erwähne diess aus dem Grunde, weil häufig Zweifel ausgedrückt werden, ob der künstliche Steig an der Lamsscharte wohl noch in Ordnung und der Uebergang möglich sei. Ein geübter, schwindelfreier Bergwanderer braucht sich dadurch nicht beirren zu lassen.

Wenige Schritte gingen wir von der Scharte gegen Westen; um den ersten Strebepfeiler der Lamsenspitze biegend, traten wir in eine trümmerführende Kluft ein, die nach der Höhe alsbald in eine dunkle Spalte sich zusammenzog. Der Jäger blieb stehen. "Nun mögen Sie wohl schauen, Sie kehren bald um", sagte er. – "Also Sie gehen nicht mit?" – "Nein." – Ich entledigte mich des Rucksacks, den ich ihm zurückreichte und sah das Riemwerk der Eisen nach. Alles in Ordnung. – Er ging die Runse hinunter, ich hinauf. Einige Sekunden später hörte ich von ihm nur mehr das Klappern der losgehenden Steine; dann war's still. – 2 Uhr Nachmittags.


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Letzte Aktualisierung am 25. April 2021

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